Die Passionsmusik nach dem Lukasevangelium (kurz: Lukaspassion) (RMWV 9) ist ein Chorwerk von Rudolf Mauersberger nach Worten der Bibel und des Gesangbuchs für zwei getrennt aufgestellte Chöre. Es ist die erste abendfüllende Komposition Mauersbergers für Chor a cappella. Im Gegensatz zu anderen Großwerken, wie dem Dresdner Requiem, verändert er sie später nicht wesentlich. Die Passionsmusik entstand innerhalb von zwölf Tagen, das Autograph stammt vom 22. Januar 1947. Anders als Mauersbergers Dresdner Te Deum erfuhr die Lukaspassion positive Aufnahme.

Geschichte

Das Werk wurde am 1. April 1947 in der Herz-Jesu-Kirche in Dresden uraufgeführt. Im Jahr 1959 schuf Mauersberger eine gekürzte Fassung, bei der Choräle und Textabschnitte reduziert wurden. Diese wurde in der Dresdner Kreuzkirche aufgeführt. So konnte das Werk während der Kreuzchorvesper mit Orgelstück, Gemeindegesang, Lesung, Gebet und Segen aufgeführt werden. Matthias Herrmann nimmt an, dass Mauersberger die gestrichenen Teile für den dramatischen Fortgang der Passionsgeschichte hemmend erschienen.

Mauersberger sah sein Werk als „Vorschlag zur Belebung der evangelischen Liturgie“.

Musikalische Umsetzung und Aufbau

Die Lukaspassion ist eine durchkomponierte motettische Chorpassion, wie sie im protestantischen Bereich im 16. und 17. Jahrhundert bei Joachim a Burck, Leonhard Lechner und später bei Johann Christoph Demantius zu finden ist. Anders als diese besetzt Mauersberger die Turbae mit dem Hauptchor, die Christus-Worte trägt ein Altarchor vor.

Einsatz der Chöre

Zwei getrennt stehende gemischte Chöre führen die Passionsmusik auf. Der größere, vier- bis achtstimmige Hauptchor trägt den Passionsbericht sowie die Choräle vor. Er ist auf der Orgel- beziehungsweise Chorempore aufgestellt. Die Christus-Worte, die Bach in seinen Passionen dem Bass als Vox Christi (Stimme Christi) anvertraute, übernimmt ein vier- bis sechsstimmiger Altarchor. Er trägt liturgische Gewänder in der Tradition der Kurrendemäntel. Der Altarchor zieht zu den Klängen des Eingangschorales, der vom Hauptchor vorgetragen wird, ein.

Textauswahl

Mauersberger unterteilte das Werk in drei Abschnitte. Teil I (Lukas 22, 39-71 ) erzählt die Gefangennahme Jesus in Gethsemane, die Verleugnung durch Petrus und die erste Befragung durch den Hohen Rat. Teil II (Lukas 23, 1-32 ) beginnt mit dem Verhör durch Pontius Pilatus und führt über Jesus’ Verurteilung zum Gang nach Golgota. Teil III (Lukas 23, 33-56 ) beschreibt Kreuzigung, Tod und Grablege. Eine „befriedigende Erklärung“, warum Mauersberger auf wichtige Teile der Passionsgeschichte wie Verrat des Judas, letztes Abendmahl und Prophezeiung der Verleugnung durch Petrus verzichtet, gibt es nicht. Matthias Grün vermutet, dass es Mauersberger nur um die mit der Nacht am Ölberg beginnende Leidenszeit geht.

Musikalische Anlage

Das dramatische Passionsgeschehen wird spannungsvoll in den Hauptchor gelegt. Choräle und Christus-Worte sind homophon und gleichmäßig gehalten.

Die Christus-Worte wirken durch einfache Harmonik und cantable Stimmführung schwebend. Als Vortragsbezeichnung überwiegt bei ihnen pianissimo. In den Christus-Worten ist im Sprachrhythmus jeder Silbe ein Ton zugeordnet.

Die Choräle sind in konventioneller Satzweise vertont und häufig mit der Angabe sehr weich überschrieben. Mauersberger nutzt bei den Chorälen die bereits von Bach genutzte Kontrafaktur. So wird zum Beispiel eine Melodie Johann Crügers auf Lieder von Johann Heermann oder Christian Fürchtegott Gellert übertragen. Die Choräle bieten Ruhepunkte und gliedern den Handlungsverlauf.

Struktur

Der Aufbau folgt dem Rudolf-Mauersberger-Werke-Verzeichnis.

Literatur

  • Matthias Herrmann: Rudolf Mauersberger Werkverzeichnis. 2. Auflage. Sächsische Landesbibliothek, Dresden 1991. 
  • Matthias Grün: Rudolf Mauersberger Studien zu Leben und Werk. 1. Auflage. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1986, ISBN 3-7649-2319-9. 
  • Matthias Herrmann: Kreuzkantor zu Dresden Rudolf Mauersberger. 1. Auflage. Mauersberger Museum, 2004, ISBN 3-00-015131-1. 

Einzelnachweise


Passionsmusik am Karfreitag Kirche Bischofswerda evangelischlutherisch

LukasPassion (1744) TWV 529 (Partitur) BodenseeMusikversand

Die Passion als zeitgenössischer Leidensweg Pfarreiengemeinschaft

Rudolf Mauersberger Spotify

LukasPassion von Joh. Sebastian Bach, Uraufführung 300 Jahre nach