Der Canon Missae, genauer Canon Romanus oder römischer Messkanon (lateinisch canon, nach griechisch κανών ‚Richtschnur, Regel, Vorschrift‘,), heute erstes Hochgebet, ist ein eucharistisches Hochgebet des römischen Ritus. Das Gebet ist in Teilen bereits bei Ambrosius von Mailand bezeugt. Spätestens in den Sakramentaren des 7.–9. Jahrhunderts ist es zur Gänze belegt. Die weithin übliche und auch verständliche synonyme Benutzung der Begriffe Hochgebet und Kanon ist nicht ganz präzise: Als (eucharistisches) Hochgebet (prex eucharistica) wird das gesamte Gebet vom Eröffnungsdialog bis zur Schlussakklamation bezeichnet, während Kanon der Begriff für alle Teile nach dem Sanctus ist.

Inhalt, Entstehung und Form

Der Priester dankt Gott über und für die eucharistischen Gaben, Brot und Wein, bringt sie ihm dar und erbittet deren Heiligung. Die versammelte Gemeinde bestätigt und bekräftigt dies mit ihrem „Amen“. Im Wirken des Heiligen Geistes werden die Gestalten von Brot und Wein nach katholischer Lehre in Leib und Blut Christi gewandelt.

Bis zur Liturgiereform, die Paul VI. im Auftrag des Zweiten Vatikanischen Konzils durchführte, war der Canon Romanus das einzige Hochgebet im Missale Romanum. Seit 1969 stehen weitere Hochgebets-Texte zur Auswahl. Der Canon Missae steht dabei als erstes Hochgebet in leicht reformierter Form an erster Stelle. Er unterscheidet sich von den anderen u. a. dadurch, dass erstens die Anamnese nach dem Sanctus (ohne vorangegangenes Post-Sanctus) durch Interzessionen unterbrochen wird, zweitens in den beiden Epiklesen nicht ausdrücklich um die Sendung des Heiligen Geistes über Brot und Wein sowie die Gemeinde, sondern um Segen und Annahme der Gaben gebetet wird (ohne dass hierbei der Heilige Geist als solcher genannt wird), und drittens mehrfach Interzessionen mit längerem Heiligengedächtnis aufgeführt werden, bei dem außer der Gottesmutter Maria, ihrem Bräutigam Josef (seit 1962) und den Aposteln römische Märtyrer und Märtyrinnen erwähnt werden. Der Canon Romanus erweist sich dadurch als speziell stadtrömisches Hochgebet.

Die Gläubigen waren während der Rezitation des Canon zum persönlichen Gebet oder Gesang angehalten. Auf die Wandlung wurde durch Schellenzeichen und durch die Elevation der Gaben aufmerksam gemacht. Während der Wandlung hatte Stille zu herrschen („Kanonstille“). Danach erklang seit dem 16. Jahrhundert oft Musik, indem zum Beispiel in Messkompositionen das Sanctus geteilt und der zweite Teil als eigener Satz (Benedictus) nach der Wandlung vorgetragen wurde; diese Zweiteilung kannte zwar das Missale Romanum von 1570 noch nicht, wohl aber das Caeremoniale Romanum von 1604. Es gibt jedoch auch Kompositionen nur für Orgel mit der Bezeichnung „per l’elevatione“ (für die Elevatio).

Der Canon Missae folgt in der heiligen Messe auf die Präfation mit der Akklamation des Sanctus und beginnt mit den lateinischen Worten Te igitur, clementissime Pater („Dich also, gütiger Vater“). Das T wurde in den alten Missalien regelmäßig als große Initiale in Kreuzesform gestaltet. Auf den Canon Missae folgt das Pater noster.

Text

Im Text ist jeweils markiert, wo die Liturgie nach dem Missale Romanum von 1962 eine von der Form des Missale Papst Pauls VI. (1969) abweichende Textfassung verwendete. Dabei entsprechen die lateinische Fassung und die deutsche Fassung, soweit sie die geltende Form wiedergibt, dem jeweiligen Messbuch, während die deutsche Fassung, wo sie Abweichungen der früheren Form wiedergibt, eine inoffizielle Übersetzung darstellt.

Siehe auch

  • Kanontafel

Einzelnachweise

Literatur

  • Josef Andreas Jungmann: Missarum Sollemnia. Eine genetische Erklärung der römischen Messe. 2 Bände. 1. Aufl. Wien 1948; 5. Aufl. Nova & Vetera, Bonn 1962, ISBN 3-936741-13-1.

Canon Missae ad usum episcoporum, ac praelatorum solemniter vel private

The Good, the Bad and the Just Plain Ugly CANON MISSAE AD USUM

Canon Missae Pontificalis ad usum episcoporum ac praelatorum... Asta

Canon Missæ Juxta Formam Editionis Romanæ

Pontifical Canon Missae 1924 Paramentica